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Texte
Kritik der Esoterik
Kritik der Kleinfamilie

Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben wird.
Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden Voraussetzung.

Karl Marx (1818-1883): Die Deutsche Ideologie (1845). Der Kommunismus als Bewegung

 

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Esoterik und Rechte Ideologie

1. Esoterik Definition

Griechisch: esoterikón: nach innen gerichtet Nach Innen gerichtete, geistige Geheimlehre, die sich mit Übersinnlichem, rational nicht Erfassbarem und Okkultem (lat: okkult vom „das Verborgene“) beschäftigt. Damit entzieht sich die Esoterik der rationalen Auseinandersetzung und ist in ihrer Bedeutung nur ihrer „Anhängerschaft“ zugänglich. Ihr „Erlernen“ besteht darin, ihre Ideologieelemente durch Zeremonien und Rituale zu „erfahren“.

Gegenbegriff der „Exoterik“ bezieht sich auf rein äußeres Faktenwissen. „New Age“ als „moderne“ Form der Esoterik, Name leitet sich ab aus dem Glauben, dass zum Jahrtausendwechsel ein neues Zeitalter angebrochen sei (nach dem Zeitalter des Fisches jetzt Wassermann), das vom einem Wandel zum „Zusammenleben in Liebe, Verständnis und umfassender Harmonie“ geprägt sei.

Esoterik ist in dem Sinne eher als Ideologie denn als Religion zu bezeichnen, da sie Teilen der Bevölkerung eine umfassende Erklärung für das eigene Dasein anzubieten und ihnen das Fortgehen der Welt und die eigene Rolle darin schlüssig zu erklären vermag. Als Theorie und Weltanschauung, die als Teil des kulturellen Überbaus von einer ökonomischen, sozialen und materialen Grundlage bestimmt wird, spiegelt sie das gesellschaftliche Sein wider. Als Ideologie dient sie der Unterdrückung, da sie die Wirklichkeit verfälscht, um so eine bestimmte gesellschaftliche Funktion zu erfüllen. Sie versucht, Partikularinteressen als Interesse der Allgemeinheit auszugeben.


2. Geschichtlicher Ablauf esoterischer Bewegungen und Gruppen

2.1. Helena P. Blavatsky

Seit dem 18. Jh. bestehen okkult-magische Zirkel, die einer strengen Geheimhaltung unterlagen, und deren Mitglieder („Auserwählte“) in mehreren auseinanderfolgenden Einweihungsgraden (Initiationen) die Lehre mitgeteilt wurde. Ende des 19. Jh. findet durch die Veröffentlichung der vorher geheim verbreiteten Gedanken eine gesellschaftliche Öffnung statt: Helena P. Blavatsky veröffentlichte 1888 ihr Buch „Die Geheimlehre“, was schnell eine rege Verbreitung erfährt und die „moderne“ Esoterik entscheidend mitprägt. Helena Petrowna Blavatsky (1831-1891) (Barth 2003: 28f.): Gründerin der „Theosophical Society“, glaubte an eine „grosse weisse Bruderschaft“, der u.a. Krishna, Buddha und Jesus angehörten. Ihre Nachfolgerin (Anne Alice Bailey) ergänzte sie um weitere „Erleuchtete“ wie Bismarck, Mussolini, Hitler, Franco und Ghandi (der die „Mitgliedschaft“ aber vehement ablehnte). Zentral sind der Glaube an Karma (s.u.) und die Wurzelrassentheorie, nach welcher sich die gesamte Menschheitsgeschichte als eine Abfolge von sieben Menschenrassen beschreiben liesse, welche wiederum in sieben Unterrassen gegliedert sind, die sich evolutionär ablösen. Wurzelrasse 1+2 (ab vor 300 mio Jahren) waren demnach geschlechtslose, astral-ätherische Leiber, Nr. 3 die androgynen, menschenähnlichen, hauptsächlich „instinktiven“ „Lemurier“, deren Nachfahren die „Neger“ sein (und damit stünden sie intellektuell auf der Stufe von Tieren), Nr. 4 die „Atlantier“, die die Vorherrschaft hatten, bis „9564 v.u.Z.“ Atlantis versank. Atlantis war demnach auch die „Urheimat“ der Arier (Nr. 5), und somit auch deren 5. Unterrasse, den Germanen-Angelsachsen, die momentan die in der Evolution am weitesten fortgeschrittene Rasse darstellen. Die jeweils evolutionär entwickelste Rasse hat nach Blavatsky einen legitimen Anspruch auf Herrschaft und Überleben. Zum jetzigen Zeitpunkt seien also alle noch übrigen „farbigen“ Menschen sowieso zum Aussterben verurteilt. Eine „Dezimierung“ „niederer Rassen“, wie es z.B. durch den Kolonialismus geschehe, sei Teil des Karmas dieser Rasse „ihr Verlöschen daher eine karmische Notwendigkeit“. Die Juden nehmen als „künstliche arische Rasse“ eine Sonderstellung ein, sie seien ein abnormes und unnatürliches Bindeglied zwischen der 4. und 5. Wurzelrasse.


2.2. Rudolf Steiner (1861-1925)

Steiner war von 1902 bis 1913 Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft, von der er sich dann mit ca. 90% ihrer (deutschen) Mitglieder abspaltete und die Anthroposophische Gesellschaft gründete. Dabei ging es vor allem um einen Streit über Religion, da er im Gegensatz zu Blavatskys Orientierung an anderen Religionen wie Buddhismus und Hinduismus die christiliche Religion als überlegen ansah. Er modifizierte die Wurzelrassentheorie zur „Drei-Welten-Theorie“ (schwarz, braun/gelb, weiß) und wandte die Unterteilung der Menschenrassen auf das Individuum an (Entwicklung vom Astral-, Ätherleib zum vollausgebildeten Menschen mit „Ego“). In Bezug auf die Rassenlehre verwendet er nicht den Begriff „Wurzelrasse“ sondern „Kulturepoche“. Ähnlich wie Balvatsky bezog sich Steiner auf ein „Weltgedächtnis“ (die „Akasha-Chronik“), zu der er in einem anderen Geisteszustand Zugang gehabt haben will. Seine Lehre ist somit anti-aufklärerisch und autoritär, denn lt. Steiner gibt es „kein gesundes Denken, dem nicht ein auf selbstverständlichen Autoritätsglauben gestütztes gesundes Empfinden für die Wahrheit vorausgegangen wäre“ (Barth 2003: 37). Dementsprechend ist die erste Phase der Steinerschen Pädagogik auch von Lernen durch Folgen geprägt. Steiner selbst ist bis heute für seine Anhängerschaft der „Menschheitsführer“, seine Lehren werden meist buchstabengetreu verteidigt. Steiner bezeichnete seine Lehre als „Geisteswissenschaft“, die er der Naturwissenschaft an die Seite stellen wolle. Letztendlich ist seine Ideologie eine religiöse Heilslehre, die ihren Anhängern Gesundheit, Seelenheil, übersinnliche Fähigkeiten und damit Macht durch spirituelle Höherentwicklung des Geistes verspricht (Bierl 2001: 39) Neben dem Glaube an Geister, Dämonen und Engel spielt weiterhin Karma eine zentrale Rolle, d.h. die seelischen Anlagen, das körperliche Aussehen und Befinden, das Geschlecht und die soziale Position eines Menschen sowie sein Lebensweg seien durch Karma bestimmt. So liessen sich auch bestimmte Krankheiten oder Behinderungen auf Fehlungen in früheren Leben zurückführen. 1924 begründete Steiner den „dynamisch-biologischen Anbau“, der auf Kunstdünger und chemische Behandlung von Pflanzen , Früchten und Unkraut verzichtete und ein „Einbringen von geistigen Kräften in die Landwirtschaft“ forderte. Steiners Ideologie ist stark mit den zu der Zeit vorhandenen und sich ausbreitenden völkisch-nationalistischen Bewegungen und dem aufstrebenden Faschismus kompatibel, auch wenn die Nazis 1935 die Anthroposophische Gesellschaft verboten.


2.2.1. Rassismus und Antisemitismus bei Steiner

Die völkische Tradition, insbesondere sozialdarwinistische und rassistische Auffassungen, lassen sich auch heute noch neben und in den humanistischen Vorstellungen der Anthroposophie auffinden. Nach Steiner sind biologische "Rassen" mit dem Grad der mentalen "Entwicklungsreife" ihrer Angehörigen verbunden, womit eine Hierarchisierung von Menschengruppen spirituell begründet werden kann, deren unterste Sprossen den – aufgrund ihrer physischen "Degeneration" zum Aussterben verurteilten – Indianern sowie den von "Trieben" und "Witterungen" dominierten "Negern" (wegen der Sonne, die sie von innen kocht…) vorbehalten bleiben. (Bierl, Barth, Sonnenberg) Steiner geht von der Existenz von „Volksseelen“ aus, denen unveränderbare Charaktereigenschaften zugeschrieben werden können wie „Neger haben dicke Lippen und Rhythmus im Blut“ u.ä.. Bis heute sind diese Annahmen weit verbreitet und die Anthroposophische Gesellschaft bietet Seminare mit dem Titel an „Wirken und Aufgabe des deutschen Volksgeistes“ zu Beantwortung der Frage „Wie gewinne ich eine seelische Beziehung zu dem Volksgeist?“

Wie Blavatsky geht Steiner von einer Überlegenheit der Weissen/Europäer aus und rechtfertigt ihren Weltherrschaftsanspruch, da sie mit der Unterwerfung anderer Völker nur ihre Vorausbestimmung erfüllen. Die weisse Rasse sei demnach die „zukünftige, am Geiste schaffende Rasse“. Die Juden haben auch bei ihm eine Sonderstellung aufgrund ihrer astrologischen Konstellation, der „jüdische Volksgeist“ sei eine Ausnahmeerscheinung. Steiner strebt allerdings nicht ihre Vernichtung, sondern ihre völlige Assimilierung, ihr Aufgehen im deutschen Volke an. Letztendlich entspräche dies seinem im Grunde „kosmopolitischen Zukunftsvisionen“. Nach Steiner wird sich die Menschheit durch nichts mehr in den Niedergang hineinbringen, „als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen“. Stattdessen sei es notwendig, dass die anthroposophische Bewegung " … gerade im Grundcharakter dieses Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, dass sie nämlich zu vereinigen sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen, und auf diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede, diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden sind."

Als Ausdruck der umfassenden Sinn- und Wertekrise in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg partizipierten Steiners esoterische Lehren an dem rassentheoretischen Diskurs jener Zeit, indem er diesem einzelne Elemente entnahm, welche er den theosophischen Ideen der Genese von Rassen und Kulturen anverwandelte. Völkische Theoretiker wie etwa die "Ariosophen" „Jörg Lanz von Liebenfels“ und Guido List adaptierten Teile der theosophischer Rassentheorien, ohne jedoch deren Einbindung in den „universalistischen und kosmopolitischen Horizont der Blavatskyschen Theosophie zu berücksichtigen“. (Sonnenberg 2005)

Steiners peripheren Auseinandersetzungen mit dem zeitgenössischen Judentum bewegten sich im Spannungsfeld zwischen einem „aufgeklärten“, die Assimilation bedingungslos einfordernden Antijuduaismus und der kirchenchristlichen Tradition der Judenfeindschaft. Demnach hätten die Juden durch den Verrat an Jesus Christus schlechtes Karma angehäuft, das sie bis heute abzutragen haben. (Bierl 2001: 56) Die Mitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft stand Juden offen, die "Protokolle der Weisen von Zion", in denen sich der judeophobe Verschwörungsmythos idealtypisch verdichtete, wies Steiner ausdrücklich als "Fälschung" politisch reaktionärer Kreise zurück (Sonnenberg 2005)


2.3. Organizismus

Als Ideologie, die die dt. Monarchie mit dem Aufkommen des Deutsch-Nationalismus verbinden konnte und den europäischen Folgen der Franz. Revolution entgegenwirken konnte, diente der Organizismus, der die Gesellschaft als naturhaften, körperlichen Organismus darstellt und so Hierarchien legitimiert (vgl. Metternich und Johann Gottlieb Fichte). Im Gegensatz zu anderen „Nationen“, beruhte das deutsche völkische Staatskonzeot auf der Annahme des Zusammenschlusses von „Blutsverwandten“, also eines „Volkes“, dass durch „Blut und Boden“ eine Einheit bildet.


[bearbeiten] 2.4. Kulturpessimismus

Ausgehend von der Romantik mit ihrer Rückbesinnung auf Emotionalität, Natur und Volkstümlichkeit und ihrer tendenziellen Ablehnung von Fortschritt, Moderne und Materialismus, entwickelte sich ein Kulturpessimismus, der völkisch-rassistischem und vor allem antisemitischem Gedankengut Vorschub leistete. Die Juden wurden dabei als Schöpfer von Materialismus, Liberalismus, Rationalismus und Marxismus gesehen bis hin zu der Forderung, dass sie als „ein schweres Unglück für jedes andere Volk“ auch zu vernichten seien. (Paul de Lagarde, 1927-1891, Julius Langbehn, 1851-1907). Lagarde war Vordenker des organisch. Völkischen Weltbildes. Er prägte den Begriff der „Ganzheitlichkeit“, der v.a. auf Erkenntnisgewinn durch Intuition zielte. Der Kern des Mensche sei demnach im „Willen“, den er gegen den Verstand setzte (vgl. Hitlers „Triumph des Willen“). Langbehn war Befürworter großdeutscher Bestrebungen und glühender Anhänger der Rohkostbewegung und Verfechter der „intuitiv-hypnotischen Heilmethode“ als Alternative zur Schulmedizin. Wichtig waren ihm die „Herzensbildung“ anstelle der „Verstandesbildung“. So solle auch das deutsche Volk mittels Rückbezug auf seine „Urkräfte“ zurück zur Natur erzogen und von einer „Überkultivierung“ befreit werden.

Die Bewegung der „Lebensphilosophie“ als philosophische Denkrichtung des Kulturpessimismus bildete sich Anfang des 20.Jh. in der Münchener Bohème heraus. Ihr Kern (das Esoterik-Quartett „Die Kosmiker“) bestand aus dem Philosophen Ludwig Klages und dem Dicher Stefan George, sowie Schuler und Wolfkehl. Sie vertraten eine evolutionistische und aristokratische Abstammungslehre, reihten sich in die romantizistische Ablehnung des Intellektes ein, welcher die ursprüngliche Einheit des Leibes mit der Seele zerstöre. Hier verbanden sich deutscher Romantizismus und Germanetum zur mystischen Vergangenheitssehnsucht mit reaktionären Eliteanspruch. Mit Klages Vorwürfen gegenüber den Juden, dass sie durch „Geist“ und Intellekt den ursprünglichen kosmisch-natürlichen Zustand der Welt sersetzen, zerbrach das Quartett 1903/04, da Wolfskehl jüdischer Herkunft war.

Auf bürgerlicher Schiene erhielt die Jugendbewegung der „Wandervögel“ mit ihren kulturpessimistischen, esoterischen Gedanken zu Beginn des 20. Jh. Aufschwung. Sie war technik- und zivilisationsfeindlich und versuchten, durch „schöngeistige“, gemeinschaftliche Gefühlserlebnisse die „Kräfte vor-industrieller Kultur“ nachzuspüren. Dabei war das Musizieren zentral, das einer Annäherung and die „ursprüngliche vorkapitalistische Volksseele“ diente. Bereits vor Beginn des WK I erklärten sich 80% der Ortgruppen des Wandervogel „judenfrei“. Viele meldeten sich freiwillig zum Krieg, der als gesetzlicher, unvermeidbarer natürlich-organischer Vorgang gesehen wurde. Antimilitaristen wurden meist ausgeschlossen.


2.5. Ariosophie

Mit der Ariosophie wurde der Antisemitismus explizit potenziert: die Arier galten hiernach als „Lichtvolk“, die Juden (weiterhin) als unnatürliche Mischung aus 4. und 5. Wurzelrasse und damit als „natürliche Feinde“, die ein „dunkles, heimtückisches Wesen“ (Mondvolk) besäßen. Mit Guido List (1848-1919) wurden die meisten fernöstlichen Elemente aus einer esoterischen Bewegung verbannt, die unter Ariosphie zusammengefasst werden kann. Er verspann Reinkarnationsglauben und Wurzelrassentheorie so weit mit germanischer Mythologie, dass er jegliche Energien und Weisheiten auf die Arier und insbesondere die germanischen „Ahnen“ zurückführen konnte. Nach seiner Lehre waren die „Armanen“ (Kunstwort aus Arier und Germanen“ eine Priesterkaste, die das mystische Wissen der Germanen in Runen verschlüsselt weitergaben. Die Runenschrift der Ario-Germanen sei zudem die Urschrift aller Völker gewesen. Auch könne sich and bestimmten mystischen Kraftorten eine Übertragung von „Energie der Ahnen“ stattfinden. List verfolgte konkrete politische Ziele: Er wollte einen Staat von Ariern schaffen mit klar abgegrenzten Klassenschranken, in dem die „minderrassigen“ Menschen dienende Funktion als Tagelöhner oder Sklaven hätten. 1906 gründete er die „Guido-von-List-Gesellschaft“ (den Adelstitel hat er sich selbst verliehen), deren innerer Zirkel sich die „Armanen“ nannte. 1969 wurde der Armanen-Orden wiedergegründet und übt einen entscheidenden Einfluss unter den neuheidnischen Gruppen des New Age aus. (Barth 2003: 48) Adolf Lanz (1874-1954) alias Baron Dr. Jörg / Georg Lanz von Liebenfels gründete 1900 die Sekte „Orden des Neuen Tempels“ und war Herausgeber des ario-germanischen Esoterikblattes „Ostara - Bücherei des Mannesrechtler und Blonden“. Er glaubte an ein prähistorisches Arierparadiers, das durch den Sündenfall (die Freizügigkeit und Gier der Frau) verloren ging, da sich die Gottmenschen mit affenartigen Wesen paarten, woraus die menschlichen Rassen, abgesehen von der arischen, hervorgingen. Damit waren die göttlichen Fähigkeiten wie Telepathie und Allwissenheit verloren gegangen. Durch die Sterilisierung aller niederen Rassen und dem Einsperren ausgewählter arischer Frauen in Zuchtklöstern zur Begattung durch blonde und blauäugige Männer, erträumte sich Lanz eine „Rückzüchtung“ der reinen arischen Rasse.

In Kontinuität zur Ariosophie wurde 1912 der Germanen-Orden durch Theodor Fritsch in Leipzig gegründet, 1918 der süddeutsche Ableger, die Thule-Gesellschaft (Symbol: Hakenkreuz hinterm senkrechten blanken Schwert) durch Freiherr von Sebottendorf (1875-1945). Beides waren elitäre, auf Führer-Prinzip und Blutreinheit beruhende Geheimgesellschaften (mit regem Zulauf), die zum „Kampf gegen die jüdische Weltverschwörung“ aufriefen. Bei der Thule-Gesellschaft und dem später gegründeten paramilitärischen „Kampfbund Thule“ sind die ideologischen und personellen Kontinuitäten zur späteren NSDAP besonders herausragend. Die Ariospophie ist mit Thule ein wichtiger Vorläufer, aber nicht die einzige Wurzel der NS-Ideologie, Faschismus und Esoterik sind kompatibel aber nicht linear kausal zusammenhängend. Der Nationalsozialismus versuchte, sich zumindest zum Teil von seine okkulten Wurzeln loszusagen und verfolgte ab 1930 spiritistische Tätigkeiten, um die okkulte Konkurrenz zur NS-Mythenbildung auszuschalten.


2.6. Lebensreformbewegung

Nach WK I nährte sich die Technikfeindlichkeit an der hochtechnisierten Massenvernichtung, wobei dem Materialismus die Verursachung des Krieges angelastet wurde. Der Kampf der Weltanschauungen verstärkte sich, da der Sieg des Sozialismus in Russland und damit die Verbreitung des historisch-dialektischen Materialismus den Irrationalismus bedrängte. In den 1920ern wanderten diverse „Gurus“ durch die Lande und verbreiteten Heilsbotschaften jenseits der materiellen Nöte. Die Lebensreformbewegung versuchte eine gesellschaftliche Umwälzung durch eine Rückbesinnung auf „Natürlichkeit“ als Lebensstil: Sinnlichkeit sollte mit Übersinnlichem verbunden werden. Vegetariertum, Körper- und Gesundheitskulte verbreiteten sich. Nacktheit wurde als Befreiung von Bürgerlichkeit, Prüderie, Muffigkeit in Verbindung mit Rassenhygiene propagiert und gelebt. Der Tanz als natürlich-kosmische Bewegung wurde unter dem Namen „Eurythmie“ in die Steinersche Lehre aufgenommen.


2.7. Esoterik im Nationalsozialismus

Im Nationalsozialismus bleiben neben den vielen personellen Kontinuitäten nicht wenige esoterische Elemente kontinuierlich oder abgewandelt bestehen und wurden in die NS-Ideologie integriert. (Barth 2003: 79-86). So erfuhr die Suche nach der historischen Existenz einer ario-germanischen „Lichtreligion“ und von Thule (als dem mythischen Ort einer frühzeitlichen nordischen Urkultur) ihren Höhepunkt. Die Kunst spiegelte eine „deutsche Seelentiefe“ durch heldenhaft-mythisch-melancholische Kunst (Fidus, Arnold Böcklin und Wagner). Als Ideologie diente neben der spezifisch repressiven Herrschaftsform der Irrationalismus weiterhin eine zentrale Rolle: Aufklärung und Wissenschaft galten weiterhin as moderne Übel, die Welt wurde durch Naturmystik und völkisch-esoterische Rassenkonstrukte respiritualsisiert und der Pantheismus im Gegensatz zum römisch-katholischen und jüdischen Dualismus gesetzt. Die begrenzte Erklärungstauglichkeit des mechanischen Weltbildes wurde „erkannt“ und mit einer metaphysische-idealistischen Denkweise zu einem organizistischem, „ganzheitlichen“ Weltbild ergänzt.

2.7.1. Anthroposophie im Nationalsozialismus

1935 wurde die Anthroposophische Gesellschaft von den Nazis verboten. Die Gründe dafür waren weniger ein antifaschistisches Engagement als ihre Konkurrenz zur faschistischen Ideologie und dem internationalen Charakter der Bewegung. Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 hatte Guenther Wachsmuth, Vorstandsmitglied der Anthroposphischen Ges. in einem Interview mit einer dänischen Zeitung seine Sympathie und Bewunderung für die neuen politischen Ereignisse bekundet. Die Nazis behelligten die Anthroposophen selten und schlossen erst 1941 die letzte Waldorfschule. In Rudolf Hess und Walther Darré (Agrarminister und Reichsbauernführer) hatten die Anthroposophen einflussreiche Fürsprecher und Sympathisanten gefunden, die sich vor allem für den biologische-dynamischen Anbau als „lebensgesetzliche Anbauweise“ begeisterten. Auch die Homöopathie sah Hess als adäquate Form der Medizin für den NS. So beschäftigte der Kräutergarten im KZ Dachau ehemalige Anthroposophie-Schüler, der Leiter der Naturkräuterplantage war früher der Obergärtner der anthroposophischen Naturdrogeriemarke Weleda gewesen. Die Menschenversuche an KZ-Häftlingen durch Sigmund Rascher (Waldorfschüler, SS-Hauptsturmführer und Stabsarzt der Wehrmacht, dessen Vater bekanntes Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft war) wurden auch für die Erprobung von Weleda-Produkten durchgeführt.


2.8.Esoterik nach 1945

2.8.1. Anthroposophie nach dem NS

Bis heute haben sich die Anthroposophen kaum oder nur widerwillig mit ihrer Rolle im NS und ihren ideologischen Kontinuitäten wie dem vorhandenen Rassismus und Antisemitismus in Steiners Werken auseinandergesetzt. Sie sind seit WK II zu einer der gesellschaftlich einflussreichsten esoterischen Gruppierungen angewachsen (20.000 Mitglieder in D-land, 60.000 weltweit) und konnten sich gesellschaftlich etablieren (wirtschaftlich: Weleda, Wala, Demeter, Unterstützung von Siemens und Bertelsmann; Bildung: „Freie Hochschule für Geisteswissenschaften“ in Dornach und „Hochschule Witten/Herdecke“).

Wie auch in anderen esoterischen Bewegungen macht sich auch in der Anthroposophie ein karmisch abgeleiteter Antisemitismus breit, der (bei der Anthroposophie aufgrund des „Gottesmordes“ an Jesus Christus) den Juden die Schuld an der Shoah (Holocaust) zuweist. Ebenso wie sie die Opfer haben sein müssen, so seien auch die Täter der individuellen Verantwortung entzogen, da das Schicksal alles so vorher bestimmt hatte, so die Anthroposophen Karl König und Ludwig Thieben. (Bierl 2001: 56 f.).


Waldorfpädagogik

In Deutschland gibt es über 160 staatlich anerkannte Waldorfschulen mit mehr als 65.000 SchülerInnen, die vor allem aus besser situierten Elternhäusern kommen. Die Waldorfpädagogik orientiert sich theoretisch streng an der Steinerschen „Entwicklungslehre“, nach der der Mensch vier Geburten durchläuft (1. physischer Körper, 2. mit Zahnwechsel Geburt des Ätherleibes, 3. mit Beginn der Geschlechtsreife Geburt des Astralleibes, der den Geist und die eigene Urteilsfähigkeit entwickelt, 4. das Ich oder „Ego“). Dementsprechend wird eine frühe Entwicklung der kognitiv-intellektuellen Fähigkeiten des Kindes als schädlich erachtet, die „Waldorfschule ist in erster Linie eine moralisierende Schule, in der die Seele gepflegt werden soll“, so dass gerade in den ersten Jahren Moral durch Märchen, Legenden, biblische Erzählungen etc. vermittelt wird (Barth 2003: 92). Trotz der Ausrichtung der Waldorfschulen an der Steinerschen Lehre sind Lehrpläne und Unterrichtsmaterial meist nicht esoterisch durchgefärbt. Die meisten Schulen versuchen, Pädagogik und anthroposophische Ideologie zu trennen, auch wenn LehrerInnen zur Vorbereitung eine Literaturliste bekommen, auf der einschlägige Titel stehen (Ernst Uehli: Atlantis und die Rätsel der Eiszeitkunst), ist z.B. Rassenlehre m.W. keine Unterrichtseinheit.

In den Niederlanden wurde 1994 eine öffentliche Debatte über rassistische Inhalte der Anthroposophie durch die Mutter einer Waldorfschülerin angeregt. 1996 beschloss die niederländische Sektion der Anthroposophischen Gesellschaft eine Kommission einzusetzen, die die Vorwürfe prüfen solle. Die sieben Anthroposophen fanden 16 Zitate in Steiners Werk, die sie selbst als schwer beleidigend und ernsthaft diskriminierend einschätzten, weitere 66 wurden als leicht diskriminierend eingestuft. Sie versuchten, viele Passagen aus einer „historisch“ anthroposophischen Logik heraus zu rechtfertigen (Bierl 2001: 45/46)


2.8.2.Esoterik nach 1945

Die Esoterik erfuhr nach ´45 einen Einbruch, wenn auch v.a. unter dem Deckmanterl der Religion nazistisch-religiöse Ideologien durch die Nachkriegszeit gerettet wurden (z.B. Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft DUR, die von Nazi-Größen im amerikanischen Internierungslager bei Stuttgart 1946 gegründet wurde). Mit dem Aufkommen der „Hippie-Bewegung“ wird der Spiritismus wieder verbreitet: Körperbewusstsein, Freizügigkeit der Lebensform, Bildung von Kommunen, Emotionalität und Natürlichkeit als Erfüllung des Daseins erinnert an die Lebensform-Bewegung um 1900, die auch der „Illusion“ anhing, dass man durch einen alternativen Lebensstil etwas verändern könnte, wobei nun auch Drogen der Durchbrechung der kapitalistischen Ordnung und dem Entdecken anderer „tieferer“ oder „höherer“ Welten dienten (Barth 2003: 93 f). Ab 1970 verbreiteten sich quasi-wissenschaftliche Abhandlungen über das „Neue Zeitalter“ und das Neue Denken, die ähnlich wie Oswald Sprengler „Untergang des Abendlandes“ von 1919, die irrationalistisch und wissenschaftsfeindlich argumentierten. Teile der Friedensbewegung geraten ab 1980 in spirituelle Sphären und/oder teilweise an den rechten Rand. 1982 erscheint mit Fritjof Capras Buch „Wendezeit“ das Standardwerk der New Age Bewegung, das von einer „existenzbedrohenden“ ökologischen und gesellschaftlichen Krise spricht. Dabei seien nicht die gesellschaftlichen Verhältnisse oder die Produktionsbedingungen Schuld an der Misere, sondern „unsere inneren Wertvorstellungen“, es sei eine „Krise der Wahrnehmung“, des Bewusstseins. Auch Capra bemüht den Sozialdarwinismus, in dem nicht das freie Individuum zähle, sondern der kollektive Geist im gesellschaftlichen und ökologischen System. Dieses System könne ins Wanken geraten, wenn einige Elemente „unkontrolliert“ zu „Schädlingen“ oder „Unkraut“ würden und sich nicht in das natürliche vorgegebene System einpassen. Rudof Bahro, Wegbereiter der Grünen (trat 1985 aus) und DDR-Oppositioneller, verneint ebenso wie Capra eine materialistische Gesellschaftsanalyse und fordert eine „psychologische Revolution“, mit der er gezielt ehemals sozial-alternativ engagierte Leute nach dem Verlust der Utopien von `68 anspricht. Er rechtfertigt den Rückzug ins Private, da er eine Verbesserung der äußeren Welt nur durch eine „Heilung unserer inneren Seele“ durch eine „Widerversöhnung mit der Erde“ für möglich hält. Weitere Elemente in den Theorien des New Age sind ein „spiritueller Ökofeminismus“, der die Heraushebung der natürlichen, intuitiven, weiblichen Prinzips fordert, sowie Anklänge von antisemitischer Weltverschwörungstheorie bezogen auf das internationale Finanzkapital. Dem Organizismus folgend spricht er sich gegen Demokratie und für ein starkes Führerprinzip aus und befürwortet eine positive Rückbesinnung auf die „deutsche Volksbewegung“ unter Hitler. Bert Hellinger stellt mit seiner „systemischen Familientherapie“ die natürliche Rangordnung innerhalb der „Sippe“ als „Schicksals- und Seelengemeinschaft“ in den Vordergrund. Er verbindet völkisch-deutsches Denken und Antisemitismus und Rassentheorie mit Schicksalsglauben. Zudem rechtfertigt er sexuellen Missbrauch als natürliches Phänomen, das letztendlich trotz seines Schrecken für das Opfer wie Sexualität „etwas ganz Grosses“ sei.

Seit dem Umbruch 1990 findet ein konservativer „Roll-Back“ statt, motiviert durch ein wachsendes Arm-Reich-Gefälle, Sozialkürzungen, dem Versagen linker 69’er Projekte, Niederlage der sozialistischen Gewerkschaften und der Niedergang des Realsozialismus. Durch diese erneute Desillusionierung findet vermehrt ein Rückzug ins Private statt. Im Rückblick kann festgestellt werden, dass immer während Krisenzeiten Behauptungen von Übersinnlichem, Apokalyptisch-mystische Verkündungen eines neuen Zeitalters oder „Reiches“ Hochkonjunktur haben. Entstehend aus der gefühlten Machtlosigkeit einsteht ein Glaube an die Vorherbestimmtheit des eigenen Lebens. Schicksal wird als Chance verkauft und heute erfahrenes Leid mit karmischer Schuld begründet.

3. Astrologie und Esoterik allgemein nach 1990

Die Astrologie ist eine der wichtigsten Säulen der Esoterik. Sie wurde im 18.Jh. von den Naturwissenschaften als pseudo-wissenschaftlicher Aberglaube entlarvt, erlebte aber mit der Theosophie in Wiedergeburt am Ende des 18. Jh., nach 1945 ebbte ihr Einfluss ab bis sie ab den 70er Jahren wieder zum Massenphänomen wurde.

Heute sind Astrologie und Esoterik weniger der Zukunftsdeutung als zu Selbstfindung/ Identitätsfindung da. („bei mehr als 50% der astrologisch Rat-Suchenden ließen sich in einer Studie Mitte der 90er Jahre Stress, Rollenkonflikte und schwach ausgeprägte soziale Bindungen feststellen“), Anlass ist meist eine akute lebensverändernde Krisensituation, bei der der Astrologe zum psychologischen Berater wird. Das Klientel für Astrologie besteht zumeist aus denjenigen, die im Gegensatz zu Atheisten oder denjenigen, die an einen persönlichen Gott im christlichen Sinne glauben, die sich als „religiös unentschieden“ bezeichnen: manchmal glauben sie einen Gott, manchmal nicht, oder die die Existenz eines Gottes ausschließen, jedoch meinen, dass es „irgendeine höhere geistige Macht“ gibt. Auch das christliche Gottesbild erfährt zunehmend eine Verschiebung zu pantheistischem Glauben (Gott befindet sich in allen Dingen, in dem Menschen, in der Natur und nicht ausschließlich im Himmel). Im Alltag findet teilweise eine Vermischung zwischen der Praxis der Amtskirchen und der Esoterik statt. Mit der esoterischen Welle vollzieht sich also nicht der Untergang“ der Religion ab, sondern lediglich ihre Privatisierung. Religion ist nicht mehr institutionalisiert sondern synkretistisch und kommt weitgehend ohne einen dogmatischen Kanon aus. Es findet ein Rückzug ins Private, „Natürliche“, Überschaubare statt, wobei v.a. die „Erfahrbarkeit“ von Religion zählt. So ist Esoterik v.a dadurch geprägt, dass sie eine individuelle Zusammenstellung einer persönlichen Religion ist, die aus diversen vor-„modernen“ oder „exotischen“, insbesondere fernöstlichen Repertoires schöpft und diese Elemente individuell interpretiert werden. Somit geht sie auch mit einer Kommerzialisierung von Glauben einher. Bildungsgrad hat keinen großen Einfluss, eher das urbane Milieu, Geschlecht und Alter.

Das neue, esoterisch geprägte Gottesbild ist geprägt durch meist völlig undefinierte Begriffe wie „transzendentales Wesen“ oder „transzendentale Mächte“, „kosmischer Geist“, „übersinnliche Kraft“, „Schicksal“ oder „Energien“.

Zentral ist auch heute noch der aus dem (u.a.) Buddhismus übernommene Glaube an Wiedergeburt (Reinkarnation), der schon bei Blavatsky zentral ist, wenn auch in der Theosophie nicht wie im Hinduismus oder Buddhismus eine Wiedergeburt als Pflanze oder Tier für möglich gehalten wird. In der Übernahme fremder Religionspraktiken spiegelt sich die romantische Kulturkritik wider, die z.B. Buddha als das positiv Andere der als negativ empfundenen eigenen Kultur entgegenstellt. Immer weiter verbreitet sich der Glaube an schicksalhaft-karmische Vorbestimmtheit (vgl. Karma im Buddhismus u.a.) von Ereignissen, wonach alle Geschehnisse auf der Erde ihre Berechtigung hätten. Jede Sache besäße demnach zwei Seiten, es komme nur darauf an, das Positive zu sehen, „positiv“ zu denken, dann würde sich die Realität entsprechend von „selbst“ einrichten. So kann der Rückzug vor allem junger Menschen aus der gesellschafts-politischen Verantwortung esoterisch begründet und legitimiert werden. New Age ist für die Existenzängste breiter Schichten der Bevölkerung eine passende Ideologie, die die empfundene Ohnmacht ertragbar lässt und sie sogar kultiviert.

Umweltschutz

Esoterik verknüpft sich seit langem mit dem Umweltschutzgedanken. In den 80er Jahren erhielt er durch die Verbreitung von Schreckensszenarien den Rang einer Schicksalsfrage, an der sich das Überleben der ganzen Menschheit entscheidet und um derentwillen bestimmte Einzel- oder Gruppeninteressen zurückzutreten hätten.


Irrationalismus

Irrationalismus erklärt auf diese oder jene Weise das wissenschaftliche Denken für unfähig, bestimmende Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der objektiven Realität zu erkennen. Wissenschaft kann demnach durch Erkenntnisfunktionen wie Intuition, Erleben oder Wesensschau ersetzt werden. Wissenschaft hat demnach an Glaubwürdigkeit verloren, da sie unfähig ist, alles im Zusammenhang zu erklären und Menschen sich zunehmend gegen „Sachzwanglogik“ positionieren. In der Wissenschaft hat sich der Positivismus durchgesetzt, der die Quelle aller Erkenntnis auf das Gegebene reduziert und so die Gesellschaft wissenschaftlich beschreibbar aber in ihrer Widersprüchlichkeit nicht erklärbar macht. (Im Gegensatz zur kritischen Theorie und der dialektischen Philosophie)

Kennzeichnend für alle esoterischen Bewegungen sind demnach: Das Herabsetzen von Verstand und Vernunft Kritiklose Verherrlichung der Intuition als Erkenntnisorgan (im Gegensatz zum diskursiven, abstrakten, dialektischen Denken) Aristokratische Erkenntnistheorie (nur wenigen Auserwählten wird der Zugang zur Erkenntnis zugebilligt) Schaffung von Mythen (letztgültige, nicht weiter begründungsbedürftige Aussagen werden postuliert, die die Existenz und Geschichte der Welt und des Menschen auf das Handeln von göttlichen Wesen zurückführen)

Die Widersprüche der Realität werden nicht durch dialektisches, kritisches Denken erklärt sondern durch das Prinzip der „Einheit der Gegensätze“ (Yin und Yang), das den Kampf als Triebkraft der Entwicklung (Marxismus, Materialismus) negiert.

New Age ist u.a. eine Reaktion auf den Positivismus, muss aber in Kontinuität der Esoterik seit Ende des 19. Jh. gesehen werden : der Bezug auf fernöstliche „Heilige“ wie Rabindranath Tagore (z.B. durch die Wandervögel-Bewegung) und den Dalai Lama ideele Überhöhung matriarchaler Kulturen (Bachofen) und Mystifizierung des Weiblichen Rekurs auf rassenhygienische , biologistische Konzeptionen der 1920er durch das Revival der Soziobiologie im Jahre 2000 „Der Untergang des Abendlandes“ im „Kampf der Kulturen“ heute Hinzu kommt die spezifisch deutsche Ausprägung des Irrationalismus / der Esoterik, die diese Kontinuitäten mit einen Erbe aus Antisemitismus, regressiver Kapitalismuskritik und einem völkischen Nationalismus bis hin zum Erwarten eines Reiches der nordisch-arischen Rasse kombiniert.