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Who we are | antifaschistische Stadtkommune
Soft facts
Wir sind ein Zusammenhang von derzeit ca. 20 Menschen, deren
Perspektive es ist, eine gemeinsame Ökonomie zu bilden, mit deren
Potentialen gemeinsame Betriebe,
politische/emanzipative/antifaschistische Projekte sowie der
Lebensalltag der einzelnen AkteurInnen innerhalb der Kommune
organisiert und unterhalten werden soll.
Wir existieren seit ungefähr 2 Jahren, haben in dieser Zeit so
einiges gemeinsam diskutiert, uns (und unsere Macken) kennengelernt und
sind dabei trotzdem stetig mehr Menschen geworden. So ist dabei
untereinander auch ein Vertrauen gewachsen, was die Ernsthaftigkeit des
Anliegens der Einzelnen betrifft.
Unserem Anspruch nach (und auch in den Ansätzen unserer
derzeitigen Praxis) sind wir ein generationsübergreifender
Zusammenhang, der insbesondere queere, migrantische und prekarisierte
Menschen (bspw. bisherig Alleinerziehende) integrieren will.
Für uns sind im Konzept "Kommune" sowohl kommunistische
Ansätze, wie die Aneignung der Produktionsmittel und Auflösung des
Privateigentums, anarchistische Ideale der Selbstorganisation und des
Abbaus von Hierarchien, feministische Utopie der Abschaffung der
patriarchalen bürgerlichen Kleinfamilie mit ihren repressiv-herrschaftsförmigen Rollenverteilungen1 überhaupt erst praktisch umsetzbar.
Unter einem antifaschistischen Grundverständnis verstehen wir
die Notwendigkeit, dafür einzutreten, dass eine emanzipierte
Gesellschaft unter den vorherrschenden Verhältnissen überhaupt eine
Entwicklungsmöglichkeit bleibt.
Über dieses Grundverständnis hinaus ist die antifaschistische
Stadtkommune nicht dazu gedacht, eine politische Einheit zu bilden. Es
gibt keine politische Repräsentanz der Kommune und somit auch keinen
Zwang und Notwendigkeit zum Konsens für sie. Wir wünschen uns statt
dessen selbstbestimmte Auseinandersetzungen der Einzelnen untereinander
und somit eine emanzipative Vielfältigkeit, allerdings auf Basis eines
"emanzipativen Grundkonsens", der die grundlegende Bereitschaft zur
Selbstorganisation und ein Bewußtsein für die Notwendigkeit, Sexismus,
Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Nationalsozialismus religiöse
Missionierung und Esoterik zu bekämpfen, als Arbeitsgrundlage
festschreibt. Die konkrete Umsetzung bleibt ein Problem der Praxis.
Hard facts
Wir bemühen uns derzeit gemeinsam mit anderen um ein Gelände mit mehreren Gebäuden in einem Randkiez von Berlin.
Auf diesem Gelände wollen wir sowohl leben wie auch Projekte und
Betriebe aufbauen. Es wird in einer von Rechten geschaffenen Angstzone
liegen. Es soll (neben unseren politischen Aktivitäten und Ambitionen)
durch seine bloße Existenz eine praktisch erfahrbare emanzipative
Alternative zu den Modellen der bürgerlichen Gesellschaft sowie zum
nationalistisch-völkischen "Angebot" darstellen.
Folgende Projekte sollen/können verwirklicht werden - manche
als Projekt/Teil der kommunitären Struktur: Grafikdesign, IT-Kollektiv
(Netzwerktechnik etc...), Medienkollektiv, Holzwerkstatt, Auto- und
Metallwerkstatt (u.a. auch Skulpturen), Gästewohnbereich, Kneipe,
Cateringservice, Veranstaltungsraum (Konzerte, Versammlungen, Theater,
Kino, Konferenzen...), Seminarräume, Plenumsräume, Infoladen,
Bibliothek und Offene Räume mit der Möglichkeit zur freien Gestaltung.
Die tatsächlichen Projekte der Kommune hängen davon ab, wer
mitmacht und was diese Menschen wollen, können, machen. Es ist also
durchaus sinnvoll, zum Projekt hinzu zu kommen und eigene Interessen
einzubringen, Menschen zu suchen, mit denen die eigenen Ideen innerhalb
einer kommunitären Wirtschaftsform umsetzbar sind.
What we want | intergalactic cyber*communism
Wir suchen Einzelpersonen sowie bestehende und sich gründende
Projekte, die sich mit uns zusammenschließen wollen. Ziel ist eine
gemeinsame Ökonomie (im Sinne einer "gemeinsamen Kasse"), welche jedoch
dezentral(!!!) organisiert werden soll und sich über verschiedene
Gelände, Regionen (Stadt/Land) und Länder erstreckt.
Die Mittel und Möglichkeiten, die durch diese gemeinsame Ökonomie
geschaffen werden, sollen jeglicher Art persönlicher Bedürfnisse, wie
politischen/emanzipativen Zwecken der KommunardInnen zur Verfügung
stehen. 2
Warum von Beginn an
Es gibt zwei Argumentationen, diese Geländeübergreifende Struktur von Anfang unseres Projektes an zu betreiben.
1. Unsere Gruppe
Wir wollen als große Gruppe starten und eine Großgruppe werden. Hierfür
ist es notwendig, dies mit einer Personenanzahl über 15 zu tun, denn
unter dieser Zahl ist es ab einer bestimmten Konsolidierung der
Gruppenstruktur nur noch sehr schwer und aufwendig, neue Menschen in
die Gruppe zu integrieren: vergangende Projekte zeigen, dass sich meist
eine bestimmte Form von Mentalität durchgesetzt hat, Rollen wurden alle
verteilt, es mangelt an Potential für neue Ansätze und Projekte.
Die Perspektive darauf, das eigene Leben an ein und demselben Ort
denken zu müssen, schreckt viele Menschen von der Beteiligung ab. Der
Zustand, bei Konflikten keine Möglichkeit zu haben, sich auch räumlich
aus dem Weg gehen zu können, verschärft die Qualität von Konflikten
innerhalb der Kommunestruktur.
Alles in allem haben wir nicht den Anspruch "eine" Gruppe zu werden,
vielmehr ein dezentrales Geflecht vielfältiger und vielschichtiger frei
gewählter Kooperationen der Menschen untereinander, wie ein
Pilzgeflecht, für das wir den richtigen Nährboden schaffen wollen. Die
Möglichkeit einer freien Wahl steigt mit der Anzahl beteiligter
Personen und integrierter Orte und Produktionsmittel.
2. Desweiteren scheint es uns wichtig, diesen Prozess ebenfalls
insbesondere bei nicht-konsolidierten Projekten im Aufbau anzuregen.
Denn: Nach erfolgreichen Projektaufbau steht jede Kommune wiederum als
Eigentümerin auf dem Markt (ob sie will oder nicht). Sie ist ein
Warensubjekt, wenn auch (was einen großen Unterschied macht) ein
Kollektivsubjekt.
Deshalb wird es in jeder konsolidierten Kommune eine Rollenposition für
die Stimme der wirtschaftsbürgerlichen Vernunft geben, welche sich
gegen eine gemeinsame Ökonomie auspricht, in dem Interesse, den eigenen
Wohlstand vor einen Abzug in ein (in diesem Zustand real existierendes)
Außen zu bewahren, weshalb ein Konsens innheralb einer solchen Struktur
für eine geländeübergreifende gemeinsame Ökonomie unwahrscheinlich
bleibt. Wir wenden uns insbesondere an sich gründende Gruppen, da dort
dieses Außen noch nicht in diesem entscheidenden Maße existiert.
Eine bloße "Vernetzung" mit anderen kommunitären Projekten
erscheint uns als wenigversprechend. In ihr manifestieren sich die
EigentümerInnen, die Kooperation bleibt stets prekär, vereinzelt und
dem Umstand entsprechend, dass mensch eben keine gemeinsame Ökonomie
macht. Beispiele für eine Vernetzung, aus der etwas einer gemeinsamen
Ökonomie entsprechendes hervorgegangen wäre, sind uns nicht bekannt.
Perspektivisch sehen wir es als die praktikabelste Lösung an,
wenn dieser geländeübergreifende Zusammenhang aus eigener Kraft
Menschen und Gruppen hilft, neue Projekte zu gründen, welche Teil der
gemeinsamen Ökonomie sind.
Vorteile und Chancen
Neben den oben angesprochenen Auswirkungen auf die Gruppendynamik
und der Möglichkeit einer breiteren und vielschichtigeren Integration
haben wir selbstverständlich ein materielles Interesse an einer Fusion
der Ökonomien. Dies umfasst sowohl eine breitere Basis an
Finanzmitteln, großere Mengen Arbeitskraft durch mehr Beteiligte, den
Wunsch an anderen Orten mit anderen Menschen leben zu wollen und zu
können, eine breitere Auswahl an Mitteln zur Reproduktion, Produktion
und Konfliktlösung, Wissen, Inspriation und Austausch - sprich
Synergien auf allen Ebenen.
Unser Profit sei euer Profit und umgekehrt. Sowie wir uns Hilfe
bei "unserem" Projektaufbau erhoffen, steht dieses Aufgebaute euch in
der ganzen Bandbreite zur Verfügung, wie auch "unsere" Hilfe bei dem
"eurigen". Wir wollen an "eurem" Ort leben, arbeiten, diskutieren,
entspannen und "unsere" Türen stehen selbstverständlich "euch" im
gleichen Maße offen. Das mit dem "eurem" und "unserem" würden wir bloß
gerne sein lassen.
Organisation
Wie eine dezentrale Organisation funktionieren soll, die
transparent, funktional und derart partizipativ ist, daß sich die
Gesamtheit der vorhanden interessen in ihr kommunizieren und
organisieren können, ist eine berechtigte Frage. Unsere Antwort ist
neben althergebrachten Kommunikations- und
Entscheidungsfindungsstrukturen (welche möglichst hierarchiearm sein
sollen) ein webbasiertes Computersystem. Teils mit den Funktionen eines
flexiblen Forums, jedoch auch mit Funktionen für Aufgaben-3, Termin- Finanz- und Resourcenverwaltung. Dieses System ist in Entwicklung.
Mittels dieses Systems soll es möglich werden, eine gemeinsame
Kommunikations- und Organisationsstruktur zu entwickeln, welche nicht
mehr an physische Orte gebunden ist. Es macht für das System keinen
Unterschied, ob mensch das System aus dem Nebenraum füttert oder bspw.
aus Süditalien. Außerdem werden so Transparenz und Verschriftlichung
gefördert. Zeit und Raum für Kommunikation werden erweitert.
Selbstverständlich denkt niemand daran, durch dieses System die
konventionelle face-to-face-Kommunikation zu ersetzen. Vielmehr sollen
sich die Kommunikationsformen sinnvoll ergänzen. So soll durch
computergestützte Planung und Informationsstrukturierung Endlosplena
vorgebeugt werden. Diese stellen zum einen einen organisatorischen
Flaschenhals dar, zum anderen rauben sie Zeit, Kraft und Nerven. Den realen Austausch zwischen den Orten sollen die Menschen
herstellen, die zwischen den Orten (ermöglicht durch die gemeinsame
Ökonomie) fluktuieren, somit auch die Auflösung partialisierter
Gruppenidentitäten befördert wird. Also klassisch face-to-face.
Größenwahnsinnig und unrealistisch?
Sicher denken jetzt manche von euch: "dann fangt doch einfach mal an
und dann unterhalten wir uns mal später." Doch genau dieses Denken
wollen wir aufbrechen, Eigensinn beraubt uns vieler Möglichkeiten.
Projekte, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen, sollten in ihrer
Kooperation einen Schritt weiter gehen. Mit gegenseitgen
Freunschaftsbesuchen und kleinem Warenaustausch zwischen den
Kommunegemeinschaften wird es schwer werden, eine Dynamik und
Ausbreitung der Kommuneidee zu ereichen. Das hat die Geschichte der
Kommunen in den letzten 100 Jahren längst bewiesen. Die Aufhebung des
Privateigentums hört nicht an den Grenzen des eigene Hauses/Hofs auf.
Eine gesellschaftliche Veränderungsperspektive ist erst denkbar, wenn
eine breite Basis geschaffen wird, die die Ausbereitung des
kommunitären Wirtschaftens begünstigt. Eine weitgehende
Alltagsautonomie und unterschiedliche Praxen der verschiedenen
konkreten Zusammenhänge und Kooperationen bleiben von einer solchen
Idee unberührt.
Voraussetzungen seitens der antifaschistischen Stadtkommune
Voraussetzungen unsererseits sind eine Verpflichtung auf den
emanzipativen Grundkonsens und das Interesse an einer
geländeübergreifenden gemeinsamen Ökonomie. Natürlich halten wir es für
wünschenswert, mit (Teilen von) Euch in persönlichen Kontakt zu kommen,
fürs erste reicht jedoch eine Antwort auf diesen Text, gerne auch über
den elektronischen Kommunikationsweg an .
Bei Interesse können wir über diesen Weg auch Treffen vereinbaren.
Desweiteren gibt es auch noch die nichtrepräsentative Webseite http://www.CyborgSociety.org - stets mangelhaft und unvollständig - mit Projektvorstellung, Theorie zu Emanzipation und Politik und Begleittexten.
Let's rock!
Als erstes hätten wir gerne eine Rückmeldung, ob euch der Text
erreicht hat und ob ihr ihn in eurem Gruppenzusammenhang diskutiert.
Solltet ihr dies tun, würden wir danach gerne über die
Ergebnisse informiert werden, wo ihr Gemeinsamkeiten und wo ihr
Differenzen seht und wie's mit eurem Interesse und Kapazitäten für
persönliche Treffen aussieht.
Fußnoten
1) Sowie die Abschaffung des Zwanges der Selbstkonstitution als (Waren-)Subjekt.
2) Ausnahmen sind der Konsum einiger harter Drogen, Spielsucht,
sowie eine Verwendung, die dem emanzipativen Grundkonsens widerspricht,
Beispiel sexistische Pornografie.
3) Neben vielen alltäglichen Aufgaben wäre es bei einer
transnationalen/multilingualen Vernetzung eine zu verteilende Aufgabe,
wichtige relevante Diskussionsbeiträge in die jeweils nötigen Sprachen
zu übersetzen, bzw. Menschen die keinen Zugriff auf das System haben,
die Informationen transparent zu machen (bspw. Menschen die nicht lesen
können).
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