, Intergalaktischer Cyber*Communismus // antifaschistische Stadtkommune Berlin // CyborgSociety.org
Projekt
Kommune Feuerland

»Der Kommunismus ist einfach. Jeder kann ihn verstehen.«
Donald Duck, Lustiges Taschenbuch Nr. 124. Sindelfingen 1989. S. 12.

 

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Intergalaktischer Cyber*Communismus

Who we are | antifaschistische Stadtkommune

Soft facts

Wir sind ein Zusammenhang von derzeit ca. 20 Menschen, deren Perspektive es ist, eine gemeinsame Ökonomie zu bilden, mit deren Potentialen gemeinsame Betriebe, politische/emanzipative/antifaschistische Projekte sowie der Lebensalltag der einzelnen AkteurInnen innerhalb der Kommune organisiert und unterhalten werden soll.

Wir existieren seit ungefähr 2 Jahren, haben in dieser Zeit so einiges gemeinsam diskutiert, uns (und unsere Macken) kennengelernt und sind dabei trotzdem stetig mehr Menschen geworden. So ist dabei untereinander auch ein Vertrauen gewachsen, was die Ernsthaftigkeit des Anliegens der Einzelnen betrifft.

Unserem Anspruch nach (und auch in den Ansätzen unserer derzeitigen Praxis) sind wir ein generationsübergreifender Zusammenhang, der insbesondere queere, migrantische und prekarisierte Menschen (bspw. bisherig Alleinerziehende) integrieren will.

Für uns sind im Konzept "Kommune" sowohl kommunistische Ansätze, wie die Aneignung der Produktionsmittel und Auflösung des Privateigentums, anarchistische Ideale der Selbstorganisation und des Abbaus von Hierarchien, feministische Utopie der Abschaffung der patriarchalen bürgerlichen Kleinfamilie mit ihren repressiv-herrschaftsförmigen Rollenverteilungen1 überhaupt erst praktisch umsetzbar.

Unter einem antifaschistischen Grundverständnis verstehen wir die Notwendigkeit, dafür einzutreten, dass eine emanzipierte Gesellschaft unter den vorherrschenden Verhältnissen überhaupt eine Entwicklungsmöglichkeit bleibt. Über dieses Grundverständnis hinaus ist die antifaschistische Stadtkommune nicht dazu gedacht, eine politische Einheit zu bilden. Es gibt keine politische Repräsentanz der Kommune und somit auch keinen Zwang und Notwendigkeit zum Konsens für sie. Wir wünschen uns statt dessen selbstbestimmte Auseinandersetzungen der Einzelnen untereinander und somit eine emanzipative Vielfältigkeit, allerdings auf Basis eines "emanzipativen Grundkonsens", der die grundlegende Bereitschaft zur Selbstorganisation und ein Bewußtsein für die Notwendigkeit, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Nationalsozialismus religiöse Missionierung und Esoterik zu bekämpfen, als Arbeitsgrundlage festschreibt. Die konkrete Umsetzung bleibt ein Problem der Praxis.

Hard facts

Wir bemühen uns derzeit gemeinsam mit anderen um ein Gelände mit mehreren Gebäuden in einem Randkiez von Berlin.

Auf diesem Gelände wollen wir sowohl leben wie auch Projekte und Betriebe aufbauen. Es wird in einer von Rechten geschaffenen Angstzone liegen. Es soll (neben unseren politischen Aktivitäten und Ambitionen) durch seine bloße Existenz eine praktisch erfahrbare emanzipative Alternative zu den Modellen der bürgerlichen Gesellschaft sowie zum nationalistisch-völkischen "Angebot" darstellen.

Folgende Projekte sollen/können verwirklicht werden - manche als Projekt/Teil der kommunitären Struktur: Grafikdesign, IT-Kollektiv (Netzwerktechnik etc...), Medienkollektiv, Holzwerkstatt, Auto- und Metallwerkstatt (u.a. auch Skulpturen), Gästewohnbereich, Kneipe, Cateringservice, Veranstaltungsraum (Konzerte, Versammlungen, Theater, Kino, Konferenzen...), Seminarräume, Plenumsräume, Infoladen, Bibliothek und Offene Räume mit der Möglichkeit zur freien Gestaltung.

Die tatsächlichen Projekte der Kommune hängen davon ab, wer mitmacht und was diese Menschen wollen, können, machen. Es ist also durchaus sinnvoll, zum Projekt hinzu zu kommen und eigene Interessen einzubringen, Menschen zu suchen, mit denen die eigenen Ideen innerhalb einer kommunitären Wirtschaftsform umsetzbar sind.

What we want | intergalactic cyber*communism

Wir suchen Einzelpersonen sowie bestehende und sich gründende Projekte, die sich mit uns zusammenschließen wollen. Ziel ist eine gemeinsame Ökonomie (im Sinne einer "gemeinsamen Kasse"), welche jedoch dezentral(!!!) organisiert werden soll und sich über verschiedene Gelände, Regionen (Stadt/Land) und Länder erstreckt. Die Mittel und Möglichkeiten, die durch diese gemeinsame Ökonomie geschaffen werden, sollen jeglicher Art persönlicher Bedürfnisse, wie politischen/emanzipativen Zwecken der KommunardInnen zur Verfügung stehen. 2


Warum von Beginn an

Es gibt zwei Argumentationen, diese Geländeübergreifende Struktur von Anfang unseres Projektes an zu betreiben.

1. Unsere Gruppe Wir wollen als große Gruppe starten und eine Großgruppe werden. Hierfür ist es notwendig, dies mit einer Personenanzahl über 15 zu tun, denn unter dieser Zahl ist es ab einer bestimmten Konsolidierung der Gruppenstruktur nur noch sehr schwer und aufwendig, neue Menschen in die Gruppe zu integrieren: vergangende Projekte zeigen, dass sich meist eine bestimmte Form von Mentalität durchgesetzt hat, Rollen wurden alle verteilt, es mangelt an Potential für neue Ansätze und Projekte. Die Perspektive darauf, das eigene Leben an ein und demselben Ort denken zu müssen, schreckt viele Menschen von der Beteiligung ab. Der Zustand, bei Konflikten keine Möglichkeit zu haben, sich auch räumlich aus dem Weg gehen zu können, verschärft die Qualität von Konflikten innerhalb der Kommunestruktur. Alles in allem haben wir nicht den Anspruch "eine" Gruppe zu werden, vielmehr ein dezentrales Geflecht vielfältiger und vielschichtiger frei gewählter Kooperationen der Menschen untereinander, wie ein Pilzgeflecht, für das wir den richtigen Nährboden schaffen wollen. Die Möglichkeit einer freien Wahl steigt mit der Anzahl beteiligter Personen und integrierter Orte und Produktionsmittel.

2. Desweiteren scheint es uns wichtig, diesen Prozess ebenfalls insbesondere bei nicht-konsolidierten Projekten im Aufbau anzuregen. Denn: Nach erfolgreichen Projektaufbau steht jede Kommune wiederum als Eigentümerin auf dem Markt (ob sie will oder nicht). Sie ist ein Warensubjekt, wenn auch (was einen großen Unterschied macht) ein Kollektivsubjekt. Deshalb wird es in jeder konsolidierten Kommune eine Rollenposition für die Stimme der wirtschaftsbürgerlichen Vernunft geben, welche sich gegen eine gemeinsame Ökonomie auspricht, in dem Interesse, den eigenen Wohlstand vor einen Abzug in ein (in diesem Zustand real existierendes) Außen zu bewahren, weshalb ein Konsens innheralb einer solchen Struktur für eine geländeübergreifende gemeinsame Ökonomie unwahrscheinlich bleibt. Wir wenden uns insbesondere an sich gründende Gruppen, da dort dieses Außen noch nicht in diesem entscheidenden Maße existiert.

Eine bloße "Vernetzung" mit anderen kommunitären Projekten erscheint uns als wenigversprechend. In ihr manifestieren sich die EigentümerInnen, die Kooperation bleibt stets prekär, vereinzelt und dem Umstand entsprechend, dass mensch eben keine gemeinsame Ökonomie macht. Beispiele für eine Vernetzung, aus der etwas einer gemeinsamen Ökonomie entsprechendes hervorgegangen wäre, sind uns nicht bekannt.

Perspektivisch sehen wir es als die praktikabelste Lösung an, wenn dieser geländeübergreifende Zusammenhang aus eigener Kraft Menschen und Gruppen hilft, neue Projekte zu gründen, welche Teil der gemeinsamen Ökonomie sind.

Vorteile und Chancen

Neben den oben angesprochenen Auswirkungen auf die Gruppendynamik und der Möglichkeit einer breiteren und vielschichtigeren Integration haben wir selbstverständlich ein materielles Interesse an einer Fusion der Ökonomien. Dies umfasst sowohl eine breitere Basis an Finanzmitteln, großere Mengen Arbeitskraft durch mehr Beteiligte, den Wunsch an anderen Orten mit anderen Menschen leben zu wollen und zu können, eine breitere Auswahl an Mitteln zur Reproduktion, Produktion und Konfliktlösung, Wissen, Inspriation und Austausch - sprich Synergien auf allen Ebenen.

Unser Profit sei euer Profit und umgekehrt. Sowie wir uns Hilfe bei "unserem" Projektaufbau erhoffen, steht dieses Aufgebaute euch in der ganzen Bandbreite zur Verfügung, wie auch "unsere" Hilfe bei dem "eurigen". Wir wollen an "eurem" Ort leben, arbeiten, diskutieren, entspannen und "unsere" Türen stehen selbstverständlich "euch" im gleichen Maße offen. Das mit dem "eurem" und "unserem" würden wir bloß gerne sein lassen.

Organisation

Wie eine dezentrale Organisation funktionieren soll, die transparent, funktional und derart partizipativ ist, daß sich die Gesamtheit der vorhanden interessen in ihr kommunizieren und organisieren können, ist eine berechtigte Frage. Unsere Antwort ist neben althergebrachten Kommunikations- und Entscheidungsfindungsstrukturen (welche möglichst hierarchiearm sein sollen) ein webbasiertes Computersystem. Teils mit den Funktionen eines flexiblen Forums, jedoch auch mit Funktionen für Aufgaben-3, Termin- Finanz- und Resourcenverwaltung. Dieses System ist in Entwicklung.

Mittels dieses Systems soll es möglich werden, eine gemeinsame Kommunikations- und Organisationsstruktur zu entwickeln, welche nicht mehr an physische Orte gebunden ist. Es macht für das System keinen Unterschied, ob mensch das System aus dem Nebenraum füttert oder bspw. aus Süditalien. Außerdem werden so Transparenz und Verschriftlichung gefördert. Zeit und Raum für Kommunikation werden erweitert.

Selbstverständlich denkt niemand daran, durch dieses System die konventionelle face-to-face-Kommunikation zu ersetzen. Vielmehr sollen sich die Kommunikationsformen sinnvoll ergänzen. So soll durch computergestützte Planung und Informationsstrukturierung Endlosplena vorgebeugt werden. Diese stellen zum einen einen organisatorischen Flaschenhals dar, zum anderen rauben sie Zeit, Kraft und Nerven.

Den realen Austausch zwischen den Orten sollen die Menschen herstellen, die zwischen den Orten (ermöglicht durch die gemeinsame Ökonomie) fluktuieren, somit auch die Auflösung partialisierter Gruppenidentitäten befördert wird. Also klassisch face-to-face.

Größenwahnsinnig und unrealistisch?

Sicher denken jetzt manche von euch: "dann fangt doch einfach mal an und dann unterhalten wir uns mal später." Doch genau dieses Denken wollen wir aufbrechen, Eigensinn beraubt uns vieler Möglichkeiten. Projekte, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen, sollten in ihrer Kooperation einen Schritt weiter gehen. Mit gegenseitgen Freunschaftsbesuchen und kleinem Warenaustausch zwischen den Kommunegemeinschaften wird es schwer werden, eine Dynamik und Ausbreitung der Kommuneidee zu ereichen. Das hat die Geschichte der Kommunen in den letzten 100 Jahren längst bewiesen. Die Aufhebung des Privateigentums hört nicht an den Grenzen des eigene Hauses/Hofs auf. Eine gesellschaftliche Veränderungsperspektive ist erst denkbar, wenn eine breite Basis geschaffen wird, die die Ausbereitung des kommunitären Wirtschaftens begünstigt. Eine weitgehende Alltagsautonomie und unterschiedliche Praxen der verschiedenen konkreten Zusammenhänge und Kooperationen bleiben von einer solchen Idee unberührt.

Voraussetzungen seitens der antifaschistischen Stadtkommune

Voraussetzungen unsererseits sind eine Verpflichtung auf den emanzipativen Grundkonsens und das Interesse an einer geländeübergreifenden gemeinsamen Ökonomie. Natürlich halten wir es für wünschenswert, mit (Teilen von) Euch in persönlichen Kontakt zu kommen, fürs erste reicht jedoch eine Antwort auf diesen Text, gerne auch über den elektronischen Kommunikationsweg an
Mailadresse der Stadtkommune. Bei Interesse können wir über diesen Weg auch Treffen vereinbaren. Desweiteren gibt es auch noch die nichtrepräsentative Webseite http://www.CyborgSociety.org - stets mangelhaft und unvollständig - mit Projektvorstellung, Theorie zu Emanzipation und Politik und Begleittexten.

Let's rock!

Als erstes hätten wir gerne eine Rückmeldung, ob euch der Text erreicht hat und ob ihr ihn in eurem Gruppenzusammenhang diskutiert.

Solltet ihr dies tun, würden wir danach gerne über die Ergebnisse informiert werden, wo ihr Gemeinsamkeiten und wo ihr Differenzen seht und wie's mit eurem Interesse und Kapazitäten für persönliche Treffen aussieht.

Fußnoten

1) Sowie die Abschaffung des Zwanges der Selbstkonstitution als (Waren-)Subjekt.

2) Ausnahmen sind der Konsum einiger harter Drogen, Spielsucht, sowie eine Verwendung, die dem emanzipativen Grundkonsens widerspricht, Beispiel sexistische Pornografie.

3) Neben vielen alltäglichen Aufgaben wäre es bei einer transnationalen/multilingualen Vernetzung eine zu verteilende Aufgabe, wichtige relevante Diskussionsbeiträge in die jeweils nötigen Sprachen zu übersetzen, bzw. Menschen die keinen Zugriff auf das System haben, die Informationen transparent zu machen (bspw. Menschen die nicht lesen können).